Karrikatur über die WZ (Westdeutsche Zeitung) vom 14.2.1931 Logo des Zeitzüders

Erscheinungsmonat des Zeitzünders




Inhaltsverzeichnis


Biji Azadi!! Schluß mit der Hetze!
Interview des Zeitzünders mit Chefredakteur der WZ
Einige Zeitungsartikel des Herrn Hartmann von 1976 bis jetzt...
Zeitungsklau 1989
Heimlich, still und leise
Die millitanten Handwerker
Spendenaufruf für die kurdischen Flüchtlinge in der Gemarker Kirche
Veranstaltungshinweise






Biji Azadi!! Schluß mit der Hetze!
Für die Rechte der Kurdlnnen!


"Deutschland brennt" titelt die Boulevardpresse. Das Offentlich-rechtliche Fernsehen überschüttet uns mit Sendungen desgleichen Tenors und die Innenpolitiker überbieten sich in Untergangsszenarien derselben Art. In der Tat. In Deutschland werden Brandsätze geworfen. Wir fragen nur: Von wem?
Offen gesagt, wir waren begeistert, als neulich die Wohnung von Michael Hartmann, Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung zu nächtlicher Stunde mit Farbflaschen und Pflastersteinen heimgesucht wurde. "Mit gelben, roten und grünen Farbflaschen (übrigens die kurdischen Farben) solidarisieren wir uns mit den kurdischen Menschen. in Deutschland, in den Vorstädten von Istanbut, Izmir und Ankara und in Kurdistan. Mit den Pflastersteinen kommentieren wir auf unsere Weise die rassistischen Artikel in der WZ gegen die KurdInnen und die Teilhabe der WZ an der menschenverachtenden Unterschriftensammlung der CDU/CSU (..) In Erinnerung an Omar Ben Noui, von Faschisten am 13.2.99 in Guben zu Tode gehetzt. Nichts und niemand ist vergessen!"

Vergessen sollten wir aber genausowenig das langjährige Treiben des Herrn Hartmann in Wuppertal. Seine Rolle ist den Menschen, die heutzutage auf aktuelle Schweinereien reagieren, wenig bekannt.
Hartmann ist bekanntlich ein alter Feind der sozialen Bewegungen in Wuppertal. Mit seinen miesen, fiesen, widerwärtigen, rassistischen, hetzerischen und dazu noch grottenschlechten Artikeln sind seit 1976 diverse Generationen der Linken in Wuppertal aufgewachsen. So nutzen wir die Tagesaktualität zu einem tiefen Griff ins Archiv. Aber der Reihe nach. Zuerst kommt ein Telefoninterview mit Michael Hartmann exklusiv für den Zeitzünder. Da die freien Medien in Wuppertal unerklärlicherweise die Aktion mal wieder verschwiegen haben, sorgen wir wenigstens für die nötige Klarheit in der Berichterstattung.



Zeitzünder: Offen gesagt, wir sind erfreut, daß wir Sie zu der Aktion befragen dürfen. Wie geht es Ihnen und ihrer Gattin?
Hartmann: Offen gesagt, geht es mir gut, die Fenster sind gepanzert, der Sachschaden ist begrenzt, der Kampfgeist bleibt der alte. Die Bundesrepublik muß jetzt Flagge zeigen und die Sicherheit ihrer Bürger sowie fremder Botschaften und Konsulate herstellen und garantieren. Wer in diesem Lande das Gastrecht so mißbraucht wie die Mitglieder der PKK, der muß das Land verlassen. Läßt man jetzt zu, daß die Minderheiten gewalttätiger Kurden ihre Schlachten nahezu ungehindert auf deutschem Boden austrägt, entpuppt sich der Rechtsstaat als Papiertiger.
Zeitzünder: Wer steckt hinter dem Attentat. Die PKK?
Hartmann: Alles ist möglich. Die Parole "Biji Azadi" zu deutsch es lebe die Freiheit, weist auf die Spur von Ocalan, der sitzt aber nach Information des Wuppertaler Staatsschutzes in der Türkei im Gefängnis und kann nicht bei mir im Wilhelm Raabe-Weg 19 erschienen sein, die Parole "no justice no peace" weist hingegen eindeutig nach Los Angeles, wie der Staatsschutz mir mitteilte.
Zeitzünder: Die Diktion des Bekennerschreibens weist aber unserer Ansicht nach auf eine autonome Urheberschaft hin. Die WZ wird in dem Schreiben bezichtigt, die rassistische Unterschriftensammlung gegen den Doppelpaß unterstützt zu haben. Wir zitieren:"Die WZ war bereit, die Unterschriftenlisten als Beilage abzudrucken und sorgte so für die große Verbreitung".
Hartmann: Was blieb uns übrig. Wenn es die CDU Wuppertal unter dem Schuhverkäufer H.J. Richter nicht schafft, eigene Infostände auf die Beine zu stellen, da mussten wir doch behilflich sein. Der Erfolg dieser ausgezeichnet rassistischen "Ausländer raus"-Kampagne mit ner Prise Integrationnebel gibt uns recht. Die Kampagne war ein Bombenerfolg. Uber 5000 Wuppertaler unterstützten die Kampagne mit ihrer Unterschrift.
Zeitzünder: Vielen Dank für dieses Gespräch







Feige Taktik


So ist die Taktik: Mit dem gerade bei Schülern aktuellen Thema Fahepreiserhöhung treiben linksradikale Funktionäre Kinder zur Demonstration auf die Straße. Über Mikrofon wird dann der Einsatz der Demonstranten gesetzwidrig gesteuert. Über Mikrofon treiben erwachsene Radikale Kinder in eine Schlägerei mit der Polizei. Wenn es ernst wird, sind die Rädelsführer nur in den hinteren Reihen zu sehen schreien aber später lauthals über Polizeiterror In der Schule nannten wir diese Typen Feiglinge. M H.

aus: WZ v. 1976



Radikale schickten Kinder vor


Fahrpreisdemonstration mit wüster Schlägerei auf dem Alten Markt / Schülerparlament distanziert sich

Von Michael Hartmann Orginalkommentar: 13:20 Uhr auf dem Alten Markt: Polizei drängt Demonstranten ab
Der Alte Markt war eine halbe Stunde lang blockiert, Straßenbahnen hatten Verspätung, Autoschlangen stauten sich kilometerweit.
Im Samstagmittagverkehr hatten rund 300 Demonstranten gegen die Erhöhung der Fahrpreise bei den Stadtwerken den Demonstrationsplatz vor dem Rathaus verlassen und waren auf den Alten Markt gezogen. Die Polizei mußte die Kreuzung mit Gewalt räumen. Sechs Demonstranten wurden festgenommen, ein Demonstrant und ein Polizist verletzt. Behördlich genehmigt war nur die Kundgebung vor dem Rathaus.

aus: WZ v. 1976



Gewalt


Am Wochenende hat die Welle der Gewalt Wuppertal erreicht. Zwei Polizeibeamte sind im Einsatz verletzt worden. An 18 Gebäuden in der Stadt sind Scheiben zertrümmert worden. Bei handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Radikalen und dir Polizei flogen Steine Ein weiteres Haus wurde besetzt.
Diese Nachrichten überraschen wohl nur diejenigen, die naiverweise angenommen haben, in Wuppertals provinzieller Ruhe könne es solche Dinge nicht geben. Für die Polizei war angesichts der Aktivitäten der sogenannten "Antifas" (Antifaschisten) seit langem klar, daß es in absehbarer Zeit in Wuppertal mit der Ruhe vorbei sein würde. Mancher wollte allerdings den Warnungen nicht glauben.
Die Ereignisse des Wochenendes werden vermutlich keine Einzelfälle bleiben. Es gibt deutliche Hinweise dafür, daß mit weiteren Aktionen gerechnet werden muß. In dieser Zeit hat die Polizei und ihre Führung die volle Rückendeckung der Bürger und der politisch Verantwortlichen nötig. Der ein oder andere Politiker wird seine allzu liberale Haltung gegenüber bestimmten Gruppen und Institutionen überdenken müssen, wenn er nicht Gefahr laufen will den Nährboden für gewalttätige Radikale mit zu bereiten. In der scharfen Ablehnung und Bekämpfung solcher Ereignisse, wie sie das Wochenende gebracht hat, müssen sich alle Demokraten einig sein.

Michael Hartmann
aus: WZ vom 23. März 1981



Ein Boden für Gewalt


Altes Bild von Michael Hartmann Eine Welle von Straftaten breitete sich nach der Räumung des seit Rosenmontag besetzen Hauses in der Elberfelder Hedwigstraße aus. Da wurden Scheiben zerschlagen Polizisten angegriffen und beschimpft, Glaskugeln vom Dach abgefeuert. Zu guter letzt hat man auf Flugblättern darüber formuliert, daß "unser Haus" informiert, daß "unser Haus" geräumt wurde, und das noch "im Namen der herrschenden Klasse". Man könnte die Geschichte mit dem Asterix-Zitat "Die spinnen" umfassend kommentieren. Aber dazu ist sie leider zu ernst. Abgesehen von Kosten die durch die Räumung und Schutz des ehemals besetzten Hauses für den Steuerzahler entstanden, handeln es sich hier um einen Boden, auf dem Gewalt gedeiht und der ein Umfeld für den Terrorismus dieser Tage bietet. Hier geht es leider nicht um mittellose junge Leute, die nur einen Treff brauchten, um sich zusammenzusetzen. Das beweisen schon die gefährlichen Verbarrikadierungen im Hause Hedwigstraße, wo ein vermißtes 13jähriges Mädchen versteckt wurde. Und Aktionen nach der Räumung sprechen für sich.
Nach einem verteilten Flugblatt kann niemand mehr sagen, er habe nicht gewußt, um wen es sich bei den Besetzern handelt. Auch die Grünen nicht, von denen sich zumindest ein prominenter Vertreter zu Diskussionen im Haus Hedwigstraße aufhielt. Za befürchten sind heute Unruhe und Gewalt in der Innenstadt, weil die Besetzer zu einer Demonstration aufriefen. Hoffentlich gelingt es der Besonnenheit von Polizei und Bürgern, eine Eskalation zu vermeiden. Denn die Menschen, die mit blankem Haß gegen unseren Staat angetreten sind, wären eine große Aufmerksamkeit nicht wert.

aus: WZ, Samstag, 26. Juli 1986



Friedens-Wild-West


Neues Bild von Michael Hartmann Viele Wuppertaler Schüler und ihre Lehrer sind zur Zeit dabei, Friedensdemonstrationen zu Wild-West-Spielchen umzufunktionieren. Aus Mahnwachen werden Happenings, und die Sehnsucht gilt mehr dem Unterrichtsausfall als dem Frieden. Halbgare Chaoten pervertieren die ernsten Anliegen vieler Wuppertaler Burger in Tagen großer Sorge. Und die Lehrer und Schulleiter schauen zu, weil ihnen entweder Courage oder Urteilsfähigkest fehlt, zwischen pubertierenden Krawallmachern und jungen Menschen mit echen Anliegen einen klaren Trennungsstrich zu ziehen.
Während sich ältere und junge Leute in den Kirchen niederknien und für den Frieden beten, stürmen Chaoten einen Schnapsladen, um sich für den Rest der Friedensdemo mit Stoff zu versorgen. Solche Auswüchse gefährden den inneren Frieden, für den ihre Initiatoren vorgeblich eintreten. Statt mit spontanen Demos Chaoa zu verbreiten, hätte man in einigen Schulen wesentlich mehr für den Frieden getan, wenn man das Thema Golfkrise im Unterricht pädagogisch aufgearbeitet hätte. Dann würden Transparente und Sprechchöre bei mancher Demo auch nicht mehr den Eindruck vermitteln, als hätte die Uno Kuwait überfallen oder als trügen die USA die Schuld an den kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Was bei den Aufmärschen nur noch fehlt sind Bilder des Friedensapostels Saddam Hussein, der von dem Aggressor Bush verfolgt wird.
Von kindlicher Unkenntnis getragen war auch die Verfolgung, der sich gestern plötzlich der Anhängerbauer Blumhardt in Vohwinkel ausgesetzt sah. Da hatte man doch gelesen, Blumhardt durchbreche mit Lieferung von Kriegsgerät das Embargo gegen den Irak - und schon ging es auf die Straße, dieser Ungeheuerlichkeit ein Ende zu machen, ob sie denn den Tatsachen entspreche oder nicht. Und der Leiter einer Gesamtschule war nicht in der Lage, einen Erlaß des Kultusministers zu lesen, sonst hätte er ihn nicht als Rechtfertigung für diese Aktion von Schülermiliz ins Feld geführt.
Wenn man an mancher Schule schon nicht im Stande ist, den Kindern die zugegebenermaßen komplexen Zusammenhänge der Golfkrise zu erläutern, sollte man ihnen wenigstens klarmachen, daß durch kindische Aktionen wie in den letzten Tagen diejenigen Menschen zutiefst betroffen werden, denen es ernst ist mit der Sorge um den Frieden. Daß die sogenannten Autonomen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, bei Demonstrationen für Krawall und Gewalt zu sorgen, kann niemanden mehr überraschen, der diese Typen kennt. Anderen aber sollte klar sein, daß man mit Mitteln der Gewalt schlecht gegen den Krieg Position beziehen kann.

aus: WZ, Samstag, 19. Januar 1991





Zeitungsklau 1989



Teile der Auflage der Westdeutschen Zeitung (WZ) sind heute nacht aus dem Verkehr gezogen worden. Aktueller Anlaß ist die Beilage zur 40 jahresfeier der BRD.
Wir meinen, 40 jahre BRD, da gibt es nix zu feiern.
Sollen wir Kapital und den Politikern zu Wohnungsnot, Gesundheitsreform, Massenarbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung gratulieren, zu ihren Hochsicherheitstrakten, zu ihren Bullenarmeen, zur Ausbeutung der sog. Dritten Welt? Wohl kaum.

Seit über 100 jahren ist die WZ bzw. der Generalanzeiger im Dienste der jeweiligen herrschenden Klasse, sie lügen und betrügen uns, egal, ob für Kaiser, Nazis oder den BRD-Staat. Sie verfälschen und verschweigen, sie hetzen und verleumden. Aktuell: die Aktivitäten zur Durchsetzung des "Autonomen Zentrums" und zum Hungerstreik der politischen Gefangenen sind von der Zeitung totgeschwiegen worden.
Das zeigt, daß wir uns auf die herrschenden Medien nicht verlassen können. Sabotieren wir die, die das Medienmonopol haben! Entwickeln wir eigene lnformationsstrukturen und bauen wir eigene Medien auf!
Die GenossInnen, die 84 5.000 WZ's klauten und stattdessen eine gefälschte Sonderausgabe zur drohenden US-Intervention in Nicaragua verteilten, schrieben damals:
"Die Informationspolitik der WZ, ob zum Nahen Osten, zu Mittelamerika oder hier, hat nur den einen Zweck: kapitalistische Ausbeutung ideologisch zu unterstützen und unsere Herzen und Hirne zu verdummen. Wir müssen den Kampf auf allen Ebenen aufnehmen!"

Hände weg von der Hafenstraße!
Autonomes Zentrum bleibt! Unterstützt die Besetzung!
Grüsse an die kämpfenden Gefangenen





Heimlich, still und leise


... Demonstrationen sind immer gewalttätig, Hausbesetzungen unfriedlich und unrechtmäßig und die Friedensbewegung vom Osten gesteuert ...

In einigen Bezirken Wuppertals erscheint heute keine WZ (besser wäre in allen Bezirken). Dies nicht, weil finstere Kommunisten den Druck be- oder verhindern, und leider auch nicht, weil die Redaktion der WZ endlich Gewissensbisse wegen ihres Machwerks bekommen hat, sondern schlicht und einfach, weil wir sie geklaut haben.
Allerdings haben wir sie nicht aus Jux und Dollerei geklaut. Diese Aktion verstehen wir als Protest gegen die WZ, die mit ihrer Auswahl bzw. Unterlassung von Themen, redaktioneller Bearbeitung und politischer Aussage eine reaktionäre Politik betreibt. Dies geschieht offen in Kommentaren und verdeckt in der Berichterstattung: parteiisch, einseitig, undifferenziert und rechtslastig. Dies erst recht, da die WZ seit dem Geschäft mit der NRZ (du läßt mich hier in Ruhe, ich dich da) in Wuppertal eine Monopolstellung hat.
Diese Monopolstellung in Informations- und Meinungsbildung wird hemmungslos eingehetzt, um in der Bevölkerungkonservative bzw. reaktionäre Gedanken zu verankern, sie als normal erscheinen zu lassen.
Innenpolitisch wurde es mehr als deutlich durch die Anweisung von Chef Giradet an die Redakteure im Jahre 1981, wie sie über Hausbesetzungen, Demonstrationen und die Friedenabewegung zu berichten haben:
Außenpolitisch ist das Monopol noch stärker, weil die WZ oft einzige Informationsquelle ist, und wie die WZ über Weltbankpolitik. Hunger in der "3. Welt", zu Türkei, Iran, osteuropäische Länder berichtet, erfüllt die Merkmale von Rassismus, Revanchismus, Kriegshetze und Unterstützung von Völkermmord.
Konkreter Anlal für unsere Aktion ist der Krieg der USA in Mittelamerika und seine Unterstützung durch die BRD. Die WZ beteiligt sich daran mit einer Desinformationskampagne zu den Wahlen in Nicarsgua am 4.11. als auch über die Situation in den von den USA ausgehaltenen Militärregimen.
Wir wollen mit unserer Zeitung die Öffentlichkeit informieren, um mit einer aufgeklärten Bevölkerung gemeinsam Feuer unter den Hintern der in diesem Lande Herrschenden zu machen, die ihre schmutzigen Finger überall in der "3. Welt" im Spiel haben, wo es an Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen etwas zu verdienen gibt.
Wenn sie nicht auf die WZ verzichten wollen rufen sie in der Geschäftsstelle oder in der Redaktion an. die müssen ihnen eine Ersatzzeitung bringen lassen.

Tel. 45 04 50/55 40 50/39 95 17

von: 1984






Die millitanten Handwerker


Anti-AKW-Kampf, Sabotage und militante Linke in der Schweiz


Die wohl militantesten Formen der autonomen Linken in der Schweiz entwickelten sich anhand der Anti-AKW-Kämpfe. Hier bestand in den 70er Jahren eine breite Bewegung gegen verschiedene Atomprojekte, die in der Schweiz oder im französischen und deutschen Grenzgebiet geplant waren. Die umfangreichen Sabotageaktionen gegen Baustellen, Autos von Atomlobbyisten und Strommasten begannen nach einer ernüchternden Erfahrung anläßlich einer Demo von 1977 in Malville. Im französischen Grenzgebiet zur Schweiz, wo der Bau des Schnellen Brüters "Super-Phénix" geplant war, tötete die französische Aufstandsbekämpfungstruppe CRS einen Demonstranten mit einer Offensiv-Tränengasgranate. Es war spätestens jetzt klar, daß neue Widerstandsformen gesucht werden mußten, um die Atomprojekte effizient zu bekämpfen. Kleine Grüppchen, die mit sehr unterschiedlichen Namen auftraten, agierten in der Folge meist unerkannt und entkamen den poli- zeilichen Fahndungen: Ausnahme bildeten zwei Aktivistcn aus dem Kanton Graubünden, welche wegen eines Sprengstoffanschlages auf eine Trafostation einer großen Elektrizitätsgesellschaft Ende 1979 verhaftet und zu sieben bzw. zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurden.
Daniel Stern und Armin Köhli sprachen mit drei unerkannt gebliebenen Akteuren jener Jahre, um dic damalige Geschichte dieser Sabotage-Bewegung zu rekonstruieren. Dic Namen und einige Details mußten aus Gründen der persönlichen Sicherheit verändert werden.

Cédric

beteiligte sich am Kampf gegen den Schnellen Brüter Super-Phénix im französischen Malville, nahe der Schweizer Grenze. Die Sabotage-Aktionen gegen den inzwischen stillgelegten Prestigebau gipfelten in einer für die ganze militante Bewegung extrem unüblichen Kommandoaktion mit schwerem Geschütz: der Angriff mit einer Bazooka-Rakete am 18. Januar 1982 auf den in Bau befindlichen Reaktorkern.
Cédric: Kurz nach der Tötung eines Demonstranten in Malville durch die CRS gab es einen Anschlag mit einem Mobtow-Cocktail gegen das französische Konsulat in Genf. Dann gab es eine Versammlung, auf der einer öffentlich sagte, es ist jetzt klar, entweder wir gehen jetzt alle wieder nach Hause, oder wir handeln nachts, machen Sabotage, es gibt nichts anderes mehr. Für die nächste Malville-Demo wurden Tonnen von Krähenfüßen vorbereitet. Stunde um Stunde wurden Krähenfüße gelötet. Die Bewegungen der Polizei sollten gestoppt werden - aber man konnte sie dann nicht anwenden. Aber es war jetzt Idar, man mußte zur Sabotage übergehen.
Die Sabotage-Kampagne gegen Malville wurde 1977 begonnen. Als sie die Werkzeuge auf die Baustelle brachten, wurden sie abgebrannt; dann wurden die Büros der Architekten abgebrannt, wo die Pläne waren, danach wurden elektrische Installationen gesprengt, aber der Bau wurde größer und größer. Sie reparierten, und Malville wurde weitergebaut, und als wir das in Malville so gesehen haben, fragten wir uns: Was tun wir jetzt?
Eigentlich herrschte die Uberzeugung, mit lokalen Mitteln zu agieren, mit Techniken, die keine Abhängigkeiten schufen, mit Mitteln, die gerade da waren. Aber Malville war zu Ende: Die Baustelle war befestigt und schwer bewacht, man konnte nicht eindringen. Die einzige Möglichkeit, die noch bestand, war tatsächlich, die Stahlkuppel des Reaktorbaus zu zerstören. Wir sind der Kuppel gefolgt, von der Fabrik bis nach Malville! Aber es ist uns nie gelungen, nahe genug an sie heranzukommmen, nie, Es gab viel zuviel Polizei. Tagsüber geht es sowieso nicht — also nachts. Aber auch nachts war sie einfach zu stark bewacht. Es war ein einziges Stück, etwa 30 Meter Durchmesser. Dann war sie montiert, der Beton war noch nicht ganz geschlossen, eine Lücke von etwa 10 auf 10 Metern bestand noch. Das war kurz bevor die sozialistische Partei in Frankreich gewählt wurde, und die waren ja auch gegen Malville. Wenn uns die Sabotage an der Kuppel gelänge, dann wäre Malville blockiert. Es hätte mindestens zwei Jahre gebraucht, diese Kuppel wieder abzubrechen und eine neue zu installieren. Aber dies konnten wir wirklich nicht mit unseren lokal vorhandenen Mitteln erreichen. Deshalb haben wir das Prinzip "Small is beautiful" verlassen. Wir mußten eine Bazooka finden.
Es gab Kontakte aller Art, die wir aktivierten. Wir haben auch versucht, eine Bazooka zu kaufen. Wir trafen Waffenhändler. Aber der Kauf gelang nicht. Wir hatten auch Treffen mit Leuten aus den palästinensischen Bewegungen ... Es gab auch so eine Art allgemeinen Aufruf an alle antinuklearen Gruppen: Wer kennt vielleicht Leute, die uns mit so was ausrüsten könnten? Wir dachten eher an die BR oder die Iren oder die Basken; wir dachten überhaupt nicht an eine bestimmte Gruppe. Dann gab es einen Moment, als einer dieser Kontakte funktionierte. Es gäbe eine Gruppe, eine international agierende Gruppe, hieß es. Aber die Namen wurden nicht einmal ausgesprochen, es war eine hyper-supergeheime Sache. Es hieß: Vielleicht, die verrückten Internationalen, es gibt eine Gruppe von verrückte Internationalen, die vielleicht ... Dann haben sie ein Treffen arrangiert. Ich war einverstanden, in Kontakt zu kommen. Ich traf eine sympathische Person, die bereit war zu diskutieren. Du spürtest, daß es einen militanten Background gab. Die Person verstand sehr genau, warum wir die Anti-Atom-Bewegung machten, auch wenn es ihr sicherlich um andere Sachen ging.
Meine Kontaktperson sprach nicht über ihr eigenes Projekt. Ich hatte unsere politischen Positionen dargelegt, gegenüber der Gewalt etc. Sie war viel weniger explizit, weniger direkt. Man wußte nicht, mit wem man es zu tun hatte. Ich habe aber schon verstanden, daß diese Gruppe gewalttätigere Aktionen als wir machten, sie waren in einer anderen Situation als wir Aber sie haben uns schließlich gegeben, was wir wollten.
Wir besaßen jetzt eine Bazooka und wendeten sie auch an. Es wurde ein kleines Desaster. Aber die Bedingungen waren auch wirklich schlecht. Der Zeitpunkt der Aktion fiel in eine mehrtägige Regenperiode, und die Rhöne war angestiegen. Das Wasser überflutete die Felder. Der Ort, den wir zum Schießen ausgewählt hatten, war kaum zugänglich. Die Hälfte der Gruppe sagte, warten wir, bis das Wasser wieder gesunken ist, aber die anderen sagten, los, gehen wir jetzt, nachher ist es zu spät, dann ist der Beton geschlossen, dann können wir nichts mehr tun. Wir gingen los — aber es war nicht, was wir erwartet hatten. Wir rechneten mit einem Minenwerfer mit einem Fuß und einer Platte; die Bazooka war so halb-halb. Ich kannte sie nicht. Es war eine neuere Waffe. Wir wußten nicht richtig, ob es gutsei, sie von den Schultern abzuschießen. Wir konnten nicht einschätzen, ob wir durch den Rückstoß verletzt würden. Wir wollten sie auf einem Holzgestell fixieren, damit wir sie nicht auf die Schultern nehmen mußten, aber es gab) zuviel Wasser, es war unmöglich, den Dreifuß aufzustellen. Außerdem mußten wir über den Fluß hinweg schießen, das Loch, auf das wir zielten, war auf der anderen Seite des Flusses. Aber der Fluß war viel breiter als normal. So schossen wir trotzdem von den Schultern aus, aber ohne Training, ohne die Waffe zu kennen, ohne die ganze Munition, die wir hatten, zu benutzen, auf sehr große Distanz. Wir haben zwar den Reaktor getroffen, aber nicht das Loch. Bloß den Beton. Der Sachschaden war gering.

Aus: ZwischenBerichte, ID
Verlag Berlin 1998







Spendet für die kurdischen Flüchtlinge in der Gemarker Kirche:
Freie Medien
Stichwort: Kirchenzuflucht
Nr. 470834-437
Postbank Essen 36010043






Veranstaltungshinweise




6.3.99, Samstag

20.00 AZ
Konzertparty mit LF. Tea u. Still on the van


7.3.99, Sonntag

11.00 Haus der Jugend Barmen
Matinee mit Uli Klan und Jochen Wiegandt
"Fürsten zum Land hinaus" Vergessene Lieder zur 1848 Revolution.


8.3.99, Montag

17.00 Kerstenplatz
Internationale Frauenkampftags- Demo

19.30 VHS Auer Schulstr. 20 Studio
Festung Europa.
Ausgrenzung nach innen und außen. Infoveranstaltung zum EU-Gipfel und G7 Treffen in Köln.
Die Bayer-Belegschaftsliste und das Wuppertaler Euromarschbündnis haben Gerhard Klas von der Sozialistischen Zeitung SOZ als Referenten eingeladen.


9.3.99, Dienstag

19.00 AZ
wöchentliches Treffen der UnterstützerInnen der Kirchenzuflucht Gemarker Kirche

19.30 AZ
Infotreffen der legendären Anti-Atomgruppe Bergisch Land. Am 21.März wollen wir um 11.00 Uhr gemeinsam mit anderen Gruppen aus dem Ruhrgebiet mit einem Bus nach Ahaus fahren. An diesem Wochenende jährt sich der letzte Castor-Transport nach Ahaus. Bitte meldet euch bis zum 9. März beim Treffen oder telefonisch unter 434930.


10.3.99, Mittwoch

19.00 Gemarker Kirche die kurdischen Flüchtlinge laden zum Plenum mit den UnterstützerInnen ein.


11.3.99, Donnerstag

18.00 AZ
Offenes Antifa-Treffen. Jetzt jede Woche!!!:

19.30 VHS, Raum 43
Wohnstadt Wuppertal - Alternativen zu Eigenheimghetto und Slum.
Veranstaltung vom StattRat.


13.3.99, Samstag

21.00 AZ
GayDay
Achtung! In Meschede haben die Faschisten für einen Naziaufmarsch aufgerufen. Achtet auf Ankündigungen!!


15.3.99, Montag

19.00 Tacheles Luisenstr. l00
Treffen der Euromarsch + Karavanengruppe


16.3.99, Dienstag

20.00 AZ Cronenberg
Cronenberg macht Kneipe!
Internationaler Apfelkorn- Feiertag! Spendet für die 1. April- Kostümierung!!


17.3..99, Mittwoch

19.30 VHS
Guatemala. Frauen zwischen bewaffnetem Kampf und Friedensprozeß.
Im März 1999 kommen drei ehemalige Kämpferinnen aus verschiedenen Strömungen der URNG nach Wuppertal.


19.3.99, Freitag

20.00 AZ
Dooms-Day


21.3.99, Newroz

Beteiligt euch an den kurdischen Newroz-Feiern! Biji azadi!!

14.00 Ahaus
1 Jahr nach dem Castor-Transport- Demo
, ca. 11.00 Uhr fährt ein Bus ab Wuppertal, AZ, wegen Buskarten müsst ihr euch anmelden!!


25.3.99, Donnerstag

20.00 AZ
Die Faschisten planen einen Aufmarsch wegen der Wehrmachtsausstellung in Köln Anfang April.
Vorbereitung aller antifaschistischen Kräfte zwecks Verhinderung!!


26.3.99, Freitag

20.00 AZ
Konzert mit Addicted to drink


27.3.99, Samstag

Konzert mit Grand Mal + Phased 4°


30.3.99, Dienstag

20.00 AZ
Frauenlesben-Kneipe


31.3.99,Mittwoch

20.00 AZ
Vorbereitung der 1.Mai Demo, Plakate, Demoaufrufe etc.


1.4.99, Donnertag

18.30 Otto Böhne Platz
Die dekadente Linke ruft auf zur Revolutionären 1. April-Demo
"Ein Lachen wird es sein, das euch begräbt"
anschl. Straßenfest auf dem Schusterplatz.
Im Vorfeld wollen wir im Rahmen der Kampagne "Keine Wiesenstrasse ohne Wiese" eine revolutionäre Pflanzaktion vorm Zentrum vornehmen. Ab 16.00 Uhr sammeln wir uns dort! Bringt palettenweise rote +schwarze Blumen und Spaten mit! Die 1. April-Demo ist der Auftakt zur Kampagne "in 80 Tagen um die Welt" (80 Tage im Mai. / Maifestspiele rund um den EU- G/ Gipfel in Köln, zwischen Triathlon und dem Wunsch nach Faulheit! Achtet auf Flyer und Flugblätter! Weg mit den Grenzen und der Alkoholsteuer!!




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Falls Ihr Anregungen, Kritik usw. habt, dann schreibt an: azwuppertal@as-if.com
Stand: 11.4.1999