Zeitzünder November '99 Zum 9. November Kein Vergeben- Kein Vergessen! 6.November Nazi-Aufmarsch in Göttingen verhindern! 9.November 17.00 Uhr vor der Alten Synagoge Genügsamkeitstraße: Gedenk-Kundgebung zum 9. November in Wuppertal: anschließend antifaschistischer Umzug unter dem Motto: Geld her ! ZwangsarbeiterInnen entschädigen! Befreiung Am 24. April 1945 erreicht Staszeks dezimierter Häftlingstroß, hundertfünfzig abgerissene, vom Hunger zerfressene, kraftlose Häftlinge, das Konzentrationslager Dachau. Die Ordnung bröckelt, es gibt keine Appelle mehr, die Arbeitskommandos bleiben im Lager, das erste warme Essen wird es erst nach der Befreiung geben. Man wartet — Häftlinge und SS gleichermaßen — gespannt auf den Moment, der die Opfer zu gefährlichen Zeugen machen wird, die Täter zu Angeklagten machen kann, Wut und Haß und Schmerz den Opfern vielleicht in die Hände rutschen. Den 29. April 1945 erinnert Staszek so: Es stehen Doppelposten Wache, einer mit Maschinengewehr, einer mit Flammenwerfer. Das Gerücht eines Befehls, keinen Häftling lebend den Amerikanern in die Hände fallen zu lassen, verkantet sich im Lager. Um 17 Uhr hört er »paff paff das ist kein Mauser, das sind ganz andere Schüsse, das ist nicht deutsche Waffe«. Aus dem Fenster seines Blocks sieht er einen Soldaten in fremder Uniform, mit fremdem Stahlhelm, der dem Posten auf dem Wachturm etwas zuruft. Als dieser am Fenster erscheint, schießt der Amerikaner. Plötzlich ist Staszek jede Sekunde im Lager zu lange, das Gedränge an den Türen vermeidend, springt er durch das Fenster ins Freie und hofft, daß es die Freiheit ist. 1995, zum 50. Jahrestag der Befreiung, stellt sich Staszek auf den Platz des Amerikaners, zielt und zeichnet mit erhobenen Armen befriedigt den Bogen des Sturzes des SS-Mannes. Mit Verachtung spricht er davon, daß elf, und dieses "elf" wiederholt er mehrmals, "elf" amerikanische Soldaten Dachau befreien und fünfzig feige SS-Leute bewaffnet in der Blockführerstube sitzen und ihre Niederlage tatenlos erwarten, mit keinem Schuß ihre großen und ekelhaften Ideen verteidigen. Staszeks zweiter Gedanke gilt den Häftlingen, die die Freiheit nicht aushalten, denen bei der Nachricht der Befreiung "das Herz platzt und sind die tot", bei denen, die noch im Lager oder bald danach Krankheiten erliegen, und bei denen, die den Hunger der vergangen Jahre mit einer einzigen Mahlzeit stillen wollen, was einige das Leben kostet. Er berichtet von einem. Zug auf einem Bahngleis, in dem Tausende verfaulter Leichen von Häftlingen liegen. Die SS ließ diese Kranken aus dem Konzentrationslager Buchenwald hinter verschlossenen Waggontüren verdursten, verhungern, vermodern. Staszeks Hände fahren in die Luft, als suchten sie im Himmel einen Halt. Ein zornigresigniertes "ah" aus dem Erdinnern springt aus seinem Mund. Staszek und seine Freunde, unter ihnen auch Zimmerleute aus Auschwitz, verwahren in den nächsten Tagen ihre Lebensmittel gemeinsam, essen zusammen und überwachen gegenseitig ihre Portionen. "Erlauben Ärzte Fleisch, ohne Wissen von Lagersleben. Bekommen wir Dose mit 800 Gramm für zweie. Teilen wir Halfte durch dreie. Ich weiß, wenn das ist Marmelade, da kann ich. essen und essen mit Brot, wenn Brot ist alt, nicht frisches. Fleisch ist gefährlich, alles von Getreide ist besser für Körper. Ein unbekannter SS-Mann schaltet am Abend dieses Tages den Strom aus dem Zaun. Staszeks Freiheit findet mit dem Schritt durch das offene Tor statt, "ohne Meldung, andere Haftlinge gehen mit mir". Allerdings ist er nicht mehr der von früher, allerdings ist die Erde nicht mehr die alte. Manchen Häftlingen ist die Welt außerhalb derer der Nazis abhanden gekommen, sie sprechen von Entlassung, der Begriff Befreiung sagt ihnen nichts mehr. Am 50. Jahrestag seiner Befreiung klettert Staszek auf eine Mauer hinter dem Tor, um einen Blick auf die ehemalige Zufahrtsstraße zu werfen. Muß er überprüfen, ob er hier wieder rauskommt? "Nein", antwortet er, "schaue ich, ob da noch einer von SS ist, weil sitzen die auf Kante von Trottoir, Offiziere mit Pistole" — darüber ist er bis heute empört - » trotzdem die sind verhafiet«. Am gleichen Abend suchen befreite, ehemalige Häftlinge in den SS-Unterkünften Waffen und Bewacher, die sie auf der Stelle erschießen oder erschlagen, "verkriechen die sich wie Ratten in ihre Löcher". Eine Gruppe bewaffneter Häftlinge begibt sich zu einer Wirtschaft, durch deren Fenster SS-Leute zu sehen sind. Gleich links des Eingangs haben sie ihre Gewehre abgestellt, die Pistolen tragen sie am Körper. Einige Häftlinge schießen durch ein Fenster auf ihre verhaßten Peiniger, die anderen reißen die Tür auf, greifen sich die Gewehre ... Die SS-Leute erwidern den Angriff mit den Pistolen ... Wieviel SS wird insgesamt an diesem und den folgenden Tagen von den Häftlingen erschossen? "Ich habe sie nicht gezahlt. Hast du auch geschossen? "Vielleicht. aus: Karin Graf "Zitronen aus Kanada". Das Leben mit Auschwitz des Stanislaw Hantz ============================= Ein Jahr Wander-Kirchenasyl in Wuppertal - das feiern wir... 20. November im Autonomen Zentrum Land in Sicht? Es ist viel passiert in diesem Jahr, Freundschaften sind entstanden, viele Hoffnungen wurden geweckt und dann wieder zerstört; es hat viel Kraft gekostet aber wir haben uns auch immer wieder Kraft gegeben, gegen diese menschenverachtende Flüchtlingspolitik in diesem Land anzukämpfen... Alle die sich mit diesem Kampf verbunden fühlen wollen wir anläßlich dieses Jahrestags einladen zu einem gemeinsamen Fest am 20. November '99 im Autonomen Zentrum, Wiesenstr. 11, Wuppertal Elberfeld. Wir wollen dieses Fest auch als einen Anlaß zu Rückschau, Gesprächen und Ausblicken nutzen. Wir beginnen um 17.00 Uhr mit einer lustigen AZRalley für Kinder, Tee, Kaffee und Kuchen. Um 19.30 Uhr wollen wir gemeinsam Essen. Danach gibt's dann noch einige musikalische Überraschungen. Um das Essen planen zu können, bitten wir darum, daß ihr uns bis zum 15. November unter Tel: 311790 (AB, Infoladen) Bescheid sagt ob ihr zum Essen kommt. ----------------- LAND IN SICHT (RIO REISER) LAND IN SICHT SINGT DER WIND IN MEIN HERZ DIE LANGE REISE IST VORBEI MORGENLICHT WECKT MEINE SEELE AUF ICH LEBE WIEDER UND BIN FREI UND DIE TRÄNEN VON GESTERN WIRD DIE SONNE TROCKNEN DIE SPUREN DER VERZWEIFLUNG WIRD DER WIND VERWEHN DIE DURSTIGEN LIPPEN WIRD DER REGEN TRÖSTEN UND DIE LÄNST VERLOREN GEGLAUBTEN WERDEN VON DEN TOTEN AUFERSTEHN ICH SEH DIE WÄLDER MEINER SEHNSUCHT DEN WEITEN SONNENGELBEN STRAND DER HIMMEL LEUCHTET WIE UNENDLICHKEIT DIE BÖSEN TRÄUME SIND VERBANNT UND DIE TRÄNEN VON GESTERN WIRD DIE SONNE TROCKNEN DIE SPUREN DER VERZWEIFLUNG WIRD DER WIND VERWEHN DiE DURSTIGEN LIPPEN WIRD DER REGEN TRÖSTEN UND DIE LÄNGST VERLOREN GEGLAUBTEN WERDEN VON DEN TOTEN AUFERSTEHN ----------------- "Das Schiff durch den Strom schlingern lassen" Das Spannungsfeld von Unterstützung und Bevormundung Ein Gespräch unter AktivistInnen Die unvermeidliche Auseinandersetzung um Paternalismus wird selbst innerhalb antirassistischen Initiativen, die seit Jahren mit Flüchtlingen zusammenarbeiten gerne umgangen. Im folgenden Gespräch unter AktivistInnen der Kampagne "kein mensch ist illegal" aus Bielefeld, Aachen und Köln wurde Paternalismus als herrschaftliche Fürsorge definiert. Ziel war, Anstöße zur Diskussion innerhalb von antirassistischen 1 Initiativen zu geben. Die InitiatorInnen haben Flüchtlinge bewußt nicht zu diesem Gespräch eingeladen, weil die Auseinandersetzung um Paternalismus unter "Unter- stützerInnen" begonnen werden sollte. Ilka: Könnt ihr Situationen nennen, in denen ihr, bezogen auf das Wa nderk i rchenasyl (WKA), Paternalismus erlebt oder beobachtet habt? Moni: Ich denke, daß sich Paternalismus durch das ganze WKA zieht, es gibt kaum eine Begegnung, die frei von Paternalismus ist. Es ist ein hierarchisches Ungleichheitsverhältnis, was von einseitigen Abhängigkeiten bestimmt ist. Tja. und darin taucht für mich in ganz vielen Begegnungen und Unterstützungsaktionen mit den Flüchtlingen immer wieder die Frage auf: "Mache ich zuviel? Nehme ich ihnen zuviel weg? Verwalte ich zuviel? Oder mache ich zu wenig?“ Und eigentlich kannst du dann nur noch den Paternalismus steigern oder mildern. Die Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise wurde, zumindest in Bielefeld, nicht zusammen mit den Flüchtlingen geplant. Wir haben einen Plan gemacht, wann wo welche Veranstaltungen stattfinden. Es gab für uns auch keine Selbstverständlichkeiten, die den Flüchtlingen als solche dargestellt wurden, wie etwa Möglichkeiten, sich mit anderen Flüchtlingen in Köln treffen zu können, was ja ganz elementar wichtig ist. Darin drückt sich für mich Paternalismus aus. Also nicht zu erklären, was für uns selbstverständlich ist. Entscheidungen werden von unserer Seite aus nicht transparent gemacht. Ilka: Kannst du das konkreter machen? Welche Entscheidung meinst du? Moni: Als das erste Mal eine Gruppe von Flüchtlingen aus dem WKA gekommen ist, gab es jede Woche ein Treffen von Flüchtlingen. Kampagne und Kirche. Wir, die Leute aus der Kampagne, hatten alles vordiskutiert und genau geplant, wir kamen also supergut vorbereitet zum Treffen, brachten unsere Punkte ein, hatten aber relativ schlecht dafür gesorgt, daß eine gute DolinetscherIn anwesend war. Das hatte für uns keine Priorität, das heißt, wir haben uns zwar darum gekümmert, aber es war uns nicht klar, daß eine gute Übersetzung eigentlich absolute Priorität haben müßte. Wir setzten Wichtigkeiten, wie die, daß es drei Veranstaltungen die Woche geben muß, zack zack, anstatt die Flüchtlinge genügend häufig nach Köln zu fahren, was die Selbstorganisierung der Flüchtlinge ermöglichen könnte, die ja eigentlich Priorität haben müßte. Dann denke ich noch, daß für die Flüchtlinge nicht klar ist, wieviel Geld wir haben. Das wird von uns so bonbonmäßig ausgegeben, das hat keinen durchsichtigen Charakter: "Wieviel Geld gibt es? Wie kommen wir an das Geld?“ Es wird auch nicht von den Flüchtlingen verwaltet, obwohl es ja eigentlich ihr Geld ist, es ist ja für sie bestimmt. Paternalismus heißt für mich auch, Gleichheiten zwischen Menschen herzustellen, die dann doch keine sind. Das passiert uns oft, so zu tun, als ob wir gemeinsam kämpfen würden. Das stimmt zwar auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite stimmt es nicht. Wir gucken uns nicht die Ungleichheiten genau an, die es gibt! Ich finde, daß insgesamt in der Kampagne mehr über die Flüchtlinge geredet wird, als mit ihnen, auch das ist ein Teil von Paternalismus. In jeder Hilfestellung wie: "Kannst du mich zum Arzt bringen?", taucht für mich als Unterstützerin die Frage auf: "Mache ich das jetzt, oder zeige ich der Person einmal den Weg, und dann soll sie es alleine können?" Du kannst deine Fürsorge ja unendlich ausdehnen, oder du kannst sie zurücknehmen. Das taucht in alltäglichen Situationen immer wieder auf. Wir reflektieren diese Situationen nicht gemeinsam in der Gruppe, was das Ganze zementiert. Behshid: Paternalismus gibt es nicht nur in Beziehungen zwischen Kampagne und Flüchtlingen, sondern auch innerhalb der Kampagne, zum Beispiel zwischen Frauen und Männern. Obwohl die Frauen sehr aktiv sind, obwohl die meisten, die da sitzen und arbeiten, Frauen sind, liegt es in der Hand der Männer, wenn es aber darum geht, in der Öffentlichkeit präsent zu sein und etwas zu sagen oder Entscheidungen zu treffen. Im Verhältnis zwischen den Deutschen und den MigrantInnen innerhalb der Kampagne stelle ich genauso Paternalismus fest, wie auch zwischen der Kampagne und den Flüchtlingen. Anna: Ich glaube, daß es sich wirklich um Rassismus handelt, und daß man das so sagen muß. Daß wir bestimmte Organisationsstrukturen und Ressourcen nutzen und den Leuten, die kämpfen, diese Möglichkeiten nicht in die Hand geben. Die Menschen tauchen in unseren Vorstellungen gar nicht auf, weil wir selber so beschäftigt sind damit, wie wir das hinkriegen. Ich sage das jetzt nicht, um uns zu entschuldigen. Paternalismus ist für mich auch eine strukturelle Geschichte. Ich nenne mal zwei Situationen: Am Anfang haben wir jeden Abend ein Plenum gemacht, dabei ging es auch um eine Ausweitung des WKA. und es ging darum, daß die Flüchtlinge eine Kirche besetzen wollten. Das haben wir blockiert, weil wir unsere eigenen Vorstellungen von einer Perspektive dieses Widerstands hatten - so lautete unsere Begründung. Das heißt, wir haben eine Radikalisierung. an diesem Punkt verhindert. Eine Bewertung davon mache ich jetzt nicht. Auf der anderen Seite ist für mich zum Schluß deutlich geworden, daß dieses Abhängigkeitsverhältnis, diese gegenseitige Unterstützung, für mich unerträglich geworden war. Wo mir auch aufgefallen ist, daß ich mich paternalistisch verhalte, weil ich mit Erwartungen konfrontiert worden bin, mir eine politische Strategie zu überlegen, wie etwa: "Wie kann es weitergehen? Gibt es irgendwelche Möglichkeiten, etwas zu erreichen?" Ich wußte keine Antwort, und aus dieser Abhängigkeit das hört sich vielleicht blöd an, weil ich nicht das Opfer davon bin - habe ich da keinen Weg mehr gesehen. Ich fand das zum Schluß unerträglich, ich wollte nur noch raus. Norbert: Da würde mich ja einiges auch zum Widerspruch reizen, das ist mir hier zu selbstanklagend! Die radikalen Formen, die wir behindert haben, das sehe ich auch so, das ist insgesamt ein Grundproblem. Die Flüchtlinge haben uns immer gefragt: "Ihr müßt sagen, was können wir wie machen, was sollen wir machen?" So, das hat von Anfang an eigentlich dazu geführt, daß wir über ein Jahr lang, mehr oder weniger, eine Idee hatten, wie es weitergeht, und da haben wir immer wieder Aktionen vorgeschlagen, so ist das ja gelaufen. Das hat wirklich auch zwei Seiten. Eine Radikalisierung, die so gebremst wird — ich hab das etwa an den drei Gruppen gesehen, die sich jetzt getroffen haben, da war die Kampagne überhaupt nicht dabei. Ich spreche von den neu hinzugekommenen Flüchtlingen, die sich getroffen haben, und überlegt haben, Kirchen zu besetzen. Das war erst mal ziemlich autonom. Da waren 30-40 Flüchtlinge und 3-4 Leute von uns. Man kann nicht sagen, daß das von uns dominiert war. Natürlich war es von Anfang an auch wieder ähnlich, wir haben gesagt: "O.k., es gibt keine Möglichkeiten, wir haben keine andere Idee, ihr müßt euch treffen, kennenlernen und überlegen, was ihr machen wollt. Der einzige Vorschlag von uns wäre, es gibt Kirchen und Städte, wo es Unterstützerlnnen gibt, da könntet ihr in eine Kirche gehen!" Da war wirklich eine sehr kämpferische und auch ein Stück weit autonome Situation hergestellt. Sie waren sehr entschlossen. Das hat sich relativ schnell verändert, da ist jetzt wirklich eine totale Abhängigkeit da. Die Leute sind letztendlich materiell und von den Räumen her von der Kirche abhängig. Das sind nicht Räume, die erkämpft werden. Wenn ich ein Haus besetze, gehe ich da rein und bin selber wirklich unabhängig. Wenn ich aber über Monate finanziell abhängig bin, dann wird eine Entscheidung. z.B. ob neue Flüchtlinge aufgenommen werden, schwierig. An diesem Punkt sind die Flüchtlinge erst sehr radikal gewesen und haben gesagt: "Das ist kein Problem, wir teilen!" Aber je länger sie in der Kirche waren und unter materiellem Druck standen, hat es sich gezeigt, daß sie das gar nicht entschieden hatten. Du kannst nicht als Gast gleichzeitig kämpfen! Das paßt irgendwie nicht zusammen. Es ist auch im Nachhinein ein Desaster, daß sie diese Auto- nomie dadurch verlieren, daß ihnen eine stärkere materielle Unterstützung fehlt. Diese materielle Abhängigkeit finde ich ganz fatal. Die Flüchtlinge können nicht mehr entscheiden, ob andere mitmachen können, oder nicht! Und darum ist es auch nicht möglich, eine Gruppe auf eigene Füße zu stellen. Diese ganze Diskussion um Neue und um Ausweitung der Aktion ist ja so, daß wir eigentlich immer dafür eintreten, daß Neue dazu kommen und die Flüchtlinge sagen: "Das geht nicht, wir haben keinen Platz mehr, kein Geld, es gibt Ärger." Ich denke, über die ganze Zeit haben immer wir das Tempo vorgegeben. Nach dem Hungerstreik der Flüchtlinge in der Antoniterkirche haben wir darüber diskutiert, daß wir irgendwann einfach loslassen müssen. Diesen Begriff "Loslassen" gab es, aber das haben wir letztlich nicht gemacht! Es war durchaus nicht immer so, daß die Flüchtlinge radikaler sind und wir sie gebremst haben. Das war auch anders herum. Es gab Situationen, wo ein totaler Frust da war, etwa als dieses Einzelfallgedöns aufkam, gab es Plena, die waren dermaßen desolat. Zu der Zeit haben wir immer gesagt: "Wir müssen politische Aktionen machen, sonst wird hier für niemanden etwas herauskommen, wenn wir uns jetzt darauf einlassen." Es war nicht immer so, daß die Flüchtlinge auf radikalere Aktionen gedrängt haben, das wollte ich nur mal sagen. Es war oftmals, daß sie in einer Notsituation gesagt haben: "Wenn es keinen Platz mehr gibt, besetzen wir die Kirchen." Und dann haben wir gedacht, das würde jetzt den Fortgang der Aktion und das Verhältnis zur Kirche stören. ============================ Notfalls mit dem Teufel wollen die ZwangsarbeiterInnen verhandeln, um an angemessene Entschädigungen für alle ZwangsarbeiterInnen zu kommen. So hat der als "politische Helfershelfer von Nazikriegsverbrechern" enttarnte Lambsdorff noch einmal die Kurve kriegt und das neue selbstbewußte Großdeutschland ist haarscharf an einer internationalen Blamage vorbeigeschlittert. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Auf jeden Fall wäre es notwendig - nicht nur für die antinationale Linke - sich an den Aktionen und Demos bei der nächsten Runde der Verhandlungen in Bonn zu beteiligen. Auf weitere Beteiligung hoffen auch die FreundInnen des antifaschistischen Kampfes im bergisch-märkischen Großraum. Der Anfang ist gemacht. Die Nazifamilie Craemer in Schwelm bekam vor wenigen Tagen Besuch von AntifaschistInnen, die das Haus besprühten, einfärbten und entglasten. Bei diesem Nazi-Haus kann man nichts falsch machen, die gesamte Familie und einige Untermieter kandidierten für die NPD. Zu vermelden ist auch, das im Vorfeld des AntiFaStadtrundganges das Auto von Nazi-Musiker Schlupkothen beschädigt werden konnte. ================================ Dienstag, 02.11.99 20.00 Uhr Essen & Referat & Diskussion: Kein Frieden mit der Nation - Gründe und Folgen der staatlichen Sortierung von Menschen Dienstag, 09.11.99 20.00 Uhr Tocotronic-Abend verschoben ! Stattdessen Aktivitäten zu Reichspogromnacht und deutscher Vergangenheitsentsorgung (auf Flugis achten). Kein Vergeben - Kein Vergessen Dienstag, 16.11.99 20.00 Uhr Essen & Cronenberg-Kneipe mit Apfelkorn und der "Internationalen" um Mitternacht Dienstag, 23.11.99 kein Essen, vielleicht Frauenkneipe Dienstag, 30.11.99 20.00 Uhr Essen & Referat gegen Lohnarbeit, Arbeitszwang und Sklavenmoral (und Diskussion) ------------------ Wieso denn nicht ,Volxküche'?? Ein 'Volk' ist nichts naturgegebenes oder übernatürliches, sondern von Menschen konstruiert. Der positive Bezug auf Begriffe wie 'Volk' und 'Nation' festigt diese Konstruktionen und damit die Einteilung in 'die eigenen' und 'die anderen'. Die rassistischen Folgen solcher Zuschreibungen treten am deutlichsten an Staatsgrenzen, wenn die Zugehöngkeit zum 'richtigen Volk' über Leben und Tod, Erwunschtsein oder Abschiebung entscheidet, auf, aber nicht nur dort. Rassismus war wohl meistens nicht im Spiel, wenn andere Linke ihr Kochgruppen 'Volxküche' nannten, denn als 'Volk' wurden dabei einfach nur jene bezeichnet, die nicht zu 'den Herrschenden' gehörten. Um das aber auszudrücken, braucht mensch keine irrationalen und mit anderer Bedeutung gefüllten Begriffe zu benutzen. Über Worte wie 'pueblo' ließe sich ja vielleicht noch streiten, das Wort 'Volk' aber erweckt in uns - besonders in Deutschland - keine emanzipatorischen Vorstellungen, sondern höchstens die Assoziationen Herrschaft, Verwertung und Vernichtung. Daß wir damit nicht ganz falsch liegen können, haben 'die Deutschen' in ihrer Geschichte bewiesen. Zu diskutieren gibt es darüber bestimmt noch genug, also kommt doch einfach mal vorbei, z.B. am 2.11. fast jeden Dienstag ab 20 Uhr veganes Essen gegen Spende im AZ Wuppertal, Wiesenstr. 11. ================================= 8.11.99, Montag 20.00 AZ Schwul-lesbische Kneipe - jede Woche!!! 9.11.99, Dienstag 17.00 vor der Alten Synagoge Wuppertal Gedenk-Kundgebung und antifaschistischer Umzug zun Thema Geld her! ZwangsarbeiterInnen entschädigen! 19.00 AZ wöchentliches Treffen der Unterstützerinnen der Kirchenzuflucht Gemarker Kirche 10.11.99, Mittwoch 18.00 Alte Synagoge Eröffnung der SchülerInnen-Ausstellung zu Arisierung in Wuppertal 11.11.99, Donnerstag 18.00 AZ jede Woche Offenes AntifaTreffen 12.11.99, Freitag 20.00 AZ Rotkehlchen-Party 13.11.99, Samstag Berlin Anti-AKW- Demo: Gerhard wir kommen! Die bäuerliche Notgemeinschaft aus dem Wendland macht eine Stunkparade nach Berlin und ruft alle AtomkraftgegnerInnen auf nach Berlin zu kommen. Kaiserslautern Demo zu Mumia Abu Jamal! Weg mit der Todesstrafe!! 20.00 AZ Gay-Day 16.11.99, Dienstag 17.00 Kundgebung am Münsterplatz in Bonn Geld her! Entschädigungen für alle ZwangsarbeiterInnen!! Wenn die Verhandlungen verschoben werden, verschiebt sich auch die Kudgebung 20.00 Universität Bonn "Notfalls verhandeln wir mit dem Teufel..." Otto Graf Lambsdorff und die Zwangsarbeiter. Veranstaltung mit sogenannten HistorikerInnen und Überlebenden 20.11.99, Samstag 17.00 AZ 1 Jahr Wandcrkirchenasyl in Wuppertal mit Kinderbelustigung, lokalen Kulturschaffenden, Musik und gemeinsamem Essen. 22.11.99, Montag 20.00 AZ Abschied vom Lachen - Film und Diskussion 27.11.99, Samstag 20.00 AZ Soli-Konzert für den Prozeß gegen Martin wegen der NPDDemo in Bonn u.a. mit 125 rue Montmatre und weiteren gutaussehenden MusikerInnen mit ästhetischem Musikverständnis und Gitarrenpop ================================== Öffnungszeiten vom Infoladen Dienstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr Sonntags von 15 bis 17 Uhr Mittwochs von 18 bis 20 Uhr Montags von 18 bis 20 Uhr Donnerstags von 12 bIs 15 Uhr