Gegen Nazistrukturen in Schwelm
Bündnisdemonstration am 13. Mai 2000, 11 Uhr ab Bahnhof
Schwelm
Im Januar 1989 konnte durch breiten Widerstand der Bevölkerung die
Gründungsveranstaltung des NRW-Landesverbandes der Deutschen Volksunion (DVU)
in Schwelm verhindert werden.
Nun ist seit der Kommunalwahl im September 1999 die rechtsradikale
"Nationaldemokratische Partei Deutschland" (NPD) im Schwelmer Stadtrat und im
Ennepe-Ruhr-Kreistag mit je einem Mandat vertreten. Damit ist die NPD nicht
mehr allein auf Aufmärsche und Plakate angewiesen, sondern kann jetzt auch die
Arbeit in den Kommunalparlamenten nutzen, um ihre menschenverachtenden
Positionen an den Mann und an die Frau zu bringen. Bislang ist sie dabei auf
wenig Gegenwehr gestoßen, was nicht unbedingt so bleiben muß...
Lange Zeit galten die NPD und ihre Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten
(JN) als angestaubt, bieder und altbacken. Die Partei war politisch weitgehend
bedeutungslos.
Anfang der 90er Jahre versuchte die NPD/JN von diesem Image wegzukommen:
Anstatt nur auf Wahlen und Parlamente zu setzen, entdeckte sie nun die
Straße als Ort für ihre Propaganda. Bei Aufmärschen mit bis zu 5000 Menschen
verbreitet sie ihre platten Parolen wie z.B. "Arbeitsplätze zuerst für
Deutsche", "Mehmet, Ali, Mustafa geht zurück nach Ankara" oder "Todesstrafe
für Kinderschänder". Dieses neue Konzept macht die NPD auch für Jugendliche
interessanter.
Um Aufmärsche in dieser Größenordnung organisieren zu können, arbeitet die
NPD/JN mit sogenannten "freien Kameradschaften" zusammen. Das sind unabhängige
Gruppen von Neonazis, denen die in Parteien organisierten Rechten nicht
radikal und konsequent genug sind.
Nach dem Verbot von mehreren rechtsradikalen Organisationen, z.B. der
"Freiheitlichen Arbeiter Partei" (FAP), Anfang der 90er Jahre, sammelten sich
die Kader dieser Gruppierungen in der NPD/JN, was auch zu der oben
beschriebenen Entwicklung dieser Partei beigetragen hat.
Inhaltlich bezieht die NPD/JN zur Zeit besonders gerne Stellung "gegen
Sozialabbau und Massenarbeitslosigkeit". Dies ist zum Beispiel auch das Motto
für den am 6. Mai geplanten Nazi-Aufmarsch in Essen. Vor kurzem grüündete sich
sogar ein Arbeitskreis "Sozialisten in der NPD". Der "Sozialismus" der NPD hat
allerdings nichts mit besseren Lebensbedingungen für alle zu tun, sondern eher
mit einer "Volksgemeinschaft", in der deutsche Arbeiter und Unternehmer
gemeinsame die deutsche Wirtschaft gegen die Globalisierung verteidigen,
richtig national-sozialistisch also.
Wichtige NPD-Funktionäre im Ennepe-Ruhr-Kreis:
Thorsten Crämer Kantstraße 13, Schwelm
Der Geschichtsstudent Thorsten Crämer sitzt für die NPD im Schwelmer Stadtrat
und ist Mitglied im NRW-Landesvorstand seiner Partei. Der Presse gegenüber hat
er verlauten lassen, daß "rechtsextremistisch" für ihn "eine Ehrenbezeichnung"
sei. Während des Kommunalwahlkampfes im letzten Jahr waren mehrere
NPD-KandidatInnen bei ihm gemeldet.
Nebenbei ist Thorsten Crämer der wichtigste Mann beim "Deutschen Kulturwerk"
(siehe Kasten), für das er auch seine Privatadresse als Kontaktadresse zur
Verfügung stellt.
Wenn er Zeit dazu hat, fährt er in den Osten der Republik, um Wahlkampfhilfe
für die dortigen "Kameraden" zu leisten.
Axel Hellmann Hegelstraße 2, Schwelm
Axel Hellmann wohnt nur ein paar Straßen von Thorsten Crämer entfernt. Wie
dieser ist er Mitglied im NPD-Landesvorstand und außerdem die Nr. 2 im
"Deutschen Kulturwerk". Am 6. Mai soll er beim NPD-Aufmarsch in Essen
sprechen.
Dieter Koch Kreßsieper Weg 16,Sprockhövel
Dieter Koch, der in Wuppertal als Bankkaufmann arbeitet, sitzt für die NPD im
Ennepe-Ruhr-Kreistag. Außerdem ist auch er Mitglied im NPD-Landesvorstand.
Früher betrieb er einen Versand für rechtsradikale Musik. Der Versand
verkaufte CDs von Bands mit Namen wie "Endsieg", "Kraftschlag" oder
"SS-Totenkopf". In den Liedern dieser und anderer Bands werden Nationalismus,
Militarismus und "Rassestolz" verherrlicht, sowie zu Gewalt gegenüber
AusländerInnen, Linken und JüdInnen aufgerufen.
"Deutsches Kulturwerk"
Das "Deutsche Kulturwerk" sieht sich in der Tradition des aufgelösten
"Deutschen Kulturwerk europäischen Geistes", das eine der bedeutendsten
Kultur- und Ideologieorganisationen der Rechten war. Es versteht sich als
"parteiunabhängiger Zusammenschluß von volkstreuen und kulturell
interessierten Deutschen".
Der Kopf des "Deutschen Kulturwerks" ist der Schwelmer NPD-Funktionär Thorsten
Crämer.
Das "Deutsche Kulturwerk" führt seit Herbst 1997 in NRW Veranstaltungen mit
hochkarätigen Referenten der extremen Rechten durch. Zum Beispiel fand im
April 1998 eine Veranstaltung in Bonn statt mit dem Thema "Die Bundeswehr und
die Volkstreuen". Referent war der auch bei der Bundeswehr-Führungsakademie
gern gesehene Nazi-Terrorist Manfred Roeder. In Hattingen sprach zum Thema
"Wer ist der Nächste" - Zur Psychopathologie der Patriotenverfolgung" der
"Republikaner" Dr. Klaus Weinschenk. Für eine Veranstaltung in Hagen war
Jürgen Schwab, Redakteur der &ou,l;sterreichischen FPÖ-nahen Zeitung "Aula",
eingeladen worden.
Wir rufen alle Schwelmerinnen und Schwelmer auf, sich gegen die Nazis zu
wehren! Lassen wir nicht zu, daß die Rechten den öffentlichen Raum mit
ihren dumpfen, ausländerInnenfeindlichen Parolen besetzen!
Crämer, Hellmann und Koch in ihrer Nachbarschaft isolieren!
Kein Fußbreit den Faschisten
Kommt alle zur Demo am 13. Mai!
Treffpunkt: Schwelm (Bahnhof): 11 Uhr
UnterstützerInnen:
Antifaschistische Studierendeninitiative; Antifaschistische
SchülerInneninitiative; Autonome Antifa Wuppertal; Autonomes Zentrum
Wuppertal; Bündnis90 / Die Grünen KV Enneppe-Ruhr, OV Schwelm; Gemeinsam
können wir nach den Sternen greifen / Kein Mensch ist illegal; Food not Volk;
Infoladen Wuppertal; JungdemokratInnen / Junge Linke Landesverband, OV Schwelm;
Junge Linke Wuppertal; Offene Antifagruppe Wuppertal; VVN-BdA Landesverband,
KV Enneppe-Ruhr; KV Hagen